Herzlich Willkommen zu Türchen 2 des Indie-Bücher Adventskalenders.
Jeden Tag bekommt ihr einen weihnachtlichen oder winterlichen Textauszug aus einem Indie-Buch. Darüber hinaus könnt ihr jeden Tag etwas gewinnen.
Heute verbirgt sich hinter dem Türchen die Autorin A. S. Dowidat mit einen Textauszug aus „Herr Jakob träumt“. Das Buch stand 2018 auf der Shortlist des Deutschen Selfpublishing Preis. Ausgezeichnet im wahrsten Sinne! Es lohnt sich reinzulesen und nicht vergessen, am Ende des Beitrags wartet ein Gewinn.
Vorsichtig, als könne Herr Jakob sich seiner Kräfte nicht ganz sicher sein, schwang er die Beine über den Bettrand. Dort saß er eine Weile und sann darüber nach, ob es wohl vor oder nach Weihnachten war. Dann stand er bedächtig auf, stellte fest, dass er noch etwas wackelig auf den Beinen war, streckte den Rücken durch, hob die Arme und gähnte ausführlich. Er nahm die Taschenlampe vom Nachttisch, deren Lichtkegel bald im Zimmer umherwanderte, und begab sich auf den Weg in die Küche. Für einen Beobachter musste es so aussehen, als ob sich auf der Treppe ein alter Mann vorwärts bewegte, dem jede Bewegung Mühe bereitete und dessen Lebenskräfte allmählich dahinschwanden. Herr Jakob fühlte sich hingegen von einer großen inneren Kraft erfüllt, die ihm das Empfinden eines völligen Gleichmaßes mit seiner Umgebung bescherte.
In der Küche angekommen fragte er sich, was er dort gewollt hatte. Die Dosen mit den Suppen und Eintöpfen standen unberührt auf der Anrichte, Herr Jakob erinnerte sich, dass er, es mochte Wochen oder gar Monate her sein, auch bei seinem letzten Ausflug außerhalb des Schlafzimmers keinerlei Hunger verspürt hatte. Offenbar war sein Körper fähig, sich auf die veränderten Lebensumstände einzustellen. Vorsichtshalber hatte er nur etwas Wasser zu sich genommen.
Herr Jakob spürte ein leichtes Kribbeln in der Nase und suchte im Vorratsschrank nach einem Beutel Erkältungstee, dann stellte er den Wasserkocher an. Nachdem er das heiße Wasser in einen Becher gegossen hatte, sah man ihn konzentriert den Teebeutel im Becher hin und her bewegen. Dann trank er den Tee in kleinen Schlucken und wanderte anschließend, die Taschenlampe in der Hand, durch das Haus. Ihm schien nichts auffällig zu sein, die Rollläden waren überall herabgelassen, die Möbel im Wohnzimmer mit weißen Laken bedeckt, auf dem Kalender im Arbeitszimmer waren für die Zeit seines Rückzuges keinerlei Termine eingetragen. Offenbar gab es keinen Grund, beunruhigt zu sein. Doch war das nicht überhaupt der Grund seines Aufwachens gewesen? Hatte er nicht irgendetwas überprüfen, sich irgendeiner Sache vergewissern wollen? Die Erinnerung an den letzten Traum war bereits zu verschwommen, als dass er aus ihr einen Rückschluss auf sein gegenwärtiges Tun hätte ziehen können. Er ging in die Küche zurück, stellte die Tasse in die Spüle, leuchtete den Weg zur Treppe, stieg hinauf, ging zum Bad und verschwand darin – für kurze Zeit waren ein leises Plätschern, dann ein Rauschen zu hören – und tauchte nach wenigen Minuten wieder auf. Dann konnte beobachtet werden, wie er zunächst zum Schlafzimmer ging, an der Tür jedoch innehielt, sich am Kopf kratzte, als sei ihm etwas eingefallen, das es noch zu bedenken galt, kehrt machte, die Treppe wieder hinabstieg und unten in der Gästetoilette verschwand. Kaum jemand, der in diesem Moment am Haus vorbeigegangen wäre, hätte erkennen können, dass der Rollladen an dem kleinen Fenster links neben der Eingangstür leicht angehoben wurde, sodass sich zwischen den einzelnen Lamellen ein winziger Spalt bildete. Wahrscheinlich wäre jemand, der in diesem Moment draußen vorbeigelaufen wäre, ohnehin eher damit beschäftigt gewesen, den Mantelkragen zum Schutz gegen das einsetzende dichte Schneegestöber hochzuschlagen und sich eine eventuell vorhandene Mütze tief ins Gesicht zu ziehen.
Wenige Augenblicke später wurde der Rollladen wieder gesenkt. Offenbar hatte Herr Jakob genug gesehen, er konnte sich nun wieder an einen anderen Ort begeben, beruhigt durch das Wissen, dass es noch lange nicht Zeit zum Aufstehen war.
Im Schlafzimmer von Herrn Jakob war ein leises Schnarchen zu hören, als die Verkäuferinnen gegen Mittag des vierundzwanzigsten Dezember, der in jenem Jahr auf einen Mittwoch fiel, endlich die Kassen schließen und sich auf den Heimweg machen konnten, während bereits die ersten Kirchenglocken zu hören waren. Als sich unter den Weihnachtsbäumen in den Wohnzimmern die Familien versammelten, manche darauf hoffend, dass die Stimmung nicht wie im letzten Jahr am Abend noch kippen würde, modulierte das Schnarchen leicht, um dann wieder in seine Ausgangstonlage zurückzufinden. Als glänzende Kindergesichter um die Bäume versammelt waren, unter denen die Geschenke lagen, und sich nach dem Auspacken große Freude auf den Gesichtern ausbreitete oder hier und da ein enttäuschtes Murren zu vernehmen war, verstummte das Schnarchen kurz, um danach wieder kraftvoll einzusetzen. Als man sich gegen Mitternacht mit schweren Bäuchen und trunkenen Köpfen ins Bett legte, fielen einige mit ihrem Schnarchen endlich in das leise und regelmäßige Schnarchen ein, das nun aus dem Schlafzimmer von Herrn Jakob drang.
➥ Aus Herr Jakob träumt von A. S. Dowidat
Gewinn
Ein Exemplar der Taschenbuchausgabe von Herr Jakob träumt.
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Okay, was ist das bitte für ein toller Schreibstil? Ich bin hooked. Wenn ich nicht gewinne, wird dieses Buch trotzdem bei mir einziehen!
Das Buch klingt wirklich sehr interessant!
Hab ich vorher noch gar nichts von gehört gehabt!
Scheint ein interessantes Buch zu sein, dass ich gerne lesen möchte.
Möchte unbedingt wissen wie es weiter geht 🙂
Der Schreibstil ist wirklich wunderbar, welch tolle Formulierungen und Beschreibungen! Ich bin sehr neugierig wie es weiter geht und was Herr Jakob wohl für ein Mann ist 🙂
Ein für mich schönes Buch 🙂 Hört sich interessant an und man möchte nun erfahren wie es weiter geht.
LG
Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht und würde mich über den Gewinn sehr freuen. Liebe Grüße
sehr schönes Buch zum Vorlesen oder selbst vorgelesen zu bekommen. Man kann sich alles so schön vorstellen, sehr, sehr gut!!!
ich möchte gerne an der Verlosung teilnehmen.
Die Leseprobe hat mich neugierig gemacht!
Ich bin neugierig geworden….
Klingt nach einem sehr schönen Buch. Würde ich sehr gerne mal lesen <3
Vielen dank für diese Chance, würde mich sehr freuen 🙂
das buch klingt mega interessant. danke für die tolle chance 🙂
Die Leseprobe hat mich neugierig gemacht!
Klingt sehr lesenswert
Ich möchte gerne das Buch gewinnen
Ein schönes Buch 🙂
Der Textauszug verspricht auf jeden Fall schon mal eine nette weihnachtliche Geschichte, und der Schreibstil gefällt mir dabei ganz besonders. Es ist so richtig, wie eine märchenhafte Geschichte, wie der Anfang von etwas, das ganz zauberhaft wird. Auch wenn anfänglich der Alltag mit der Geschichte vermischt wird, so bringt der Text schon Vorfreude, auf das, was dann vielleicht nicht so alltäglich ist. Die Bilder im Kopf sind auf alle Fälle beim Lesen schon einmal da.
Das Buch für ich sehr gerne lesen.
LG
Genau nach meinem Geschmack. Über das Buch würde ich mich sehr freuen.
Was für ein wundervoller Schreibstil, der mich direkt in die Geschichte reinzog. Hört sich verdammt gut an.
Klingt sehr gut
als Leseratte freue ich mich darauf
Hört sich richtig klasse an, genau mein Fall.
Klingt sehr interessant 🙂
wow wie toll. Vielen Dank für die tolle Chance.
was zum Träumen, das kann man immer brauchen
Schnarchen ist etwas was einige Menschen stört,aber können die Menschen auch tolerieren das es wichtigeres gibt.
Schon das Titelbild verspricht viel, deshalb versuch ich gern mein Glück. Dir bzw euch eine schöne Vorweihnachtszeit
Kenne das Buch nicht – es klingt spannend
Das Cover ist ja schon mal absolut spitze 😊. Und auch dieser kleine Roman-Auszug macht mich seht neugierig. Dann mal ab in die Lostrommel 🥰.
Hilly
Die Leseprobe liest sich schon mal sehr gut. Gerne würde ich weiterlesen. Über das Buch würde ich mich wirklich freuen.
Klingt sehr lesenswert!
ein tolles Buch, würde mich freuen
Danke fürs Gewinnspiel, Gruß Sebastian
Ein sehr interessantes Buch! Irgendwie ganz anders als andere und alles andere als durchschnittlich. 🥰